Systemische Therapie

Systemische Therapie – Familienaufstellung

Systemische TherapieDer Familienaufstellung nach Hellinger liegt die Idee zugrunde, dass alle Mitglieder einer Familie durch emotionale Bande miteinander verknüpft sind. Sind diese Verbindungen gestört – zum Beispiel, wenn ein Kind seine Eltern hasst oder wenn der Kontakt zwischen Familienmitgliedern abreißt – kann dies zu psychischen Problemen oder Krankheiten bei einem oder mehreren Mitgliedern der Familie führen.

Diese Annahme verbindet Hellinger mit konservativen Wertvorstellungen. Er geht davon aus, dass jede Familie eine natürliche, streng hierarchische Ordnung habe: An höchster Stelle stehe dabei der Mann, ihm folge die Frau und anschließend die Kinder in der Reihenfolge ihrer Geburt.

Wird diese natürliche Ordnung gestört, indem ein Mitglied aus der Familie ausgeschlossen oder von den anderen nicht angemessen geachtet wird, werde die „Familienseele“ laut Hellinger mit Krankheiten bestraft. So könne es sein, dass sich nahe Angehörige, aber auch später lebende Nachkommen mit dem Schicksal des Ausgeschlossenen identifizieren würden. Diese „unbewussten Verstrickungen“ können laut Hellinger Krankheiten bei den betroffenen Angehörigen oder Nachkommen auslösen – und zwar sowohl psychische Erkrankungen wie Depressionen als auch körperliche Krankheiten wie Allergien oder Krebs. Während der Aufstellung geht es nun laut Hellinger darum, die natürliche Ordnung in der Familie wieder herzustellen und dadurch die Krankheitsproblematik aufzulösen.

In den letzten Jahren haben sich parallel zum Ansatz Hellingers eine Reihe weiterer Ansätze der Familienaufstellung entwickelt. Dabei distanzieren sich viele systemisch arbeitende Therapeuten und viele Familienaufsteller inzwischen ausdrücklich von Hellingers Methode. Andere bauen zwar auf Hellingers Ansatz auf, setzen aber eigene Schwerpunkte und verbinden den Ansatz mit weiteren Methoden aus der Psychotherapie oder der psychosozialen Beratung.

Eine Familienaufstellung kann durchaus positive Auswirkungen haben – sofern dabei bestimmte Grundregeln beachtet werden, wie sie auch für eine Psychotherapie gelten.

 

Wo eine Familienaufstellung hilfreich sein oder zu neuen Erkenntnissen führen kann

Generell kann eine Familienaufstellung eine neue Sichtweise der eigenen Familiengeschichte ermöglichen und zu einer Neubewertung problematischer Verhaltens- und Beziehungsmuster führen. Anschließend können daraus zusammen mit dem Aufstellungsleiter neue, weniger problematische Bewertungsmuster und Verhaltensweisen abgeleitet und ausprobiert werden.

Gegenüber anderen Therapiemethoden hat eine Familienaufstellung den Vorteil, dass die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern bildlich dargestellt werden und dabei das Familiensystem im Ganzen sichtbar gemacht wird. Da der Klient die Stellvertreter der Familie intuitiv im Raum aufstellt, werden oft Beziehungsmuster oder Konflikte aufgedeckt, die ihm vorher so nicht bewusst waren. Dabei werden häufig beim Klienten selbst intensive Gefühle ausgelöst, zum anderen werden ihm durch die Stellvertreter auch mögliche Gefühle und Reaktionen der Familienmitglieder verdeutlicht.

Häufig wird den Klienten durch eine Familienaufstellung auch bewusst, wie stark ihr Leben durch ihre Familie und durch unbewusste Verpflichtungen oder Schuldgefühle gegenüber anderen Familienmitgliedern beeinflusst ist. Durch die Aufstellung erkennen viele Ratsuchende, dass sie keine Schuld an ihrem Leid trifft, da sich dieses gar nicht hätte verhindern lassen.

Auch die Bearbeitung der aufgestellten Szene ist häufig mit intensiven Gefühlen verbunden – zum Beispiel, wenn die Positionen der Familienmitglieder verändert werden oder wenn der Klient den Stellvertretern gegenüber Dinge sagt, die er zum Beispiel dem Vater oder der Mutter schon lange mitteilen wollte. Es wird vermutet, dass durch diese starken Eindrücke und Gefühle intensivere und dauerhaftere Veränderungen ausgelöst werden können als bei anderen Therapieformen.